DREHTAG 13
1. November 2006 (Russland)
Perm – Jekaterinburg 550 km | 2. Etappe
Gesamtkilometer: 7.700 km
Es hat die ganze Nacht weiter geschneit. Die Strecke wird also sehr rutschig.
Morgens sind alle E-Klassen mit Schnee bedeckt. Wildes Treiben ist die Folge. Alle fegen mit den kleinen Besen die in jeder E-Klasse vorhanden sind den Schnee von den Scheiben. Das Innere der Autos ist indessen schon mollig warm, da die Techniker die Standheizungen alle vorprogrammiert hatten. Heute gibt es nochmal eine Einweisung in das Aufziehen der Schneeketten.
Nachdem die meisten abgefahren sind und Alecs und ich uns in aller Eile noch ein Frühstück rein gedrückt haben drehen wir noch einen Aufsager für einen Italienischen Journalisten. Danach düsen wir auch los mit Dave und seiner E-Klasse im Schlepptau. In der ganzen Stadt ist kaum eine Straße geräumt. Alles ist matschig oder komplett mit Schnee bedeckt. Für die G-Klasse gar kein Problem und für die E-Klassen mit ESP und ABS ein Kinderspiel.
Danach das Standardprogramm. Anhalten, drehen, weiterfahren, anhalten, drehen weiterfahren etc. Immer wieder treffen wir auf die Kollegen. Wir überholen sie. Sie überholen uns. Ein bisschen Katz und Maus Spiel bzw. Hase und Igel. Nach vier Stunden fahrt braucht Dave eine kleine Pause. Wir halten an einem der immer wieder auftauchenden KAΦE. Die Kaffees bestellen geht ja noch, da es ja gleich klingt wir bei uns, dann noch drei Finger in die Luft. Mit Händen und Füßen verständige ich mich dann mit der Verkäuferin über den Preis 🙂
Nach der kleinen Pause übernehme ich wieder die E-Klasse. Tagsüber macht es noch mehr Spaß auf dem Schnee zu fahren. Das ESP funktioniert spitze. Und so fegen wir über die komplett zugeschneite Piste gen Osten. Irgendwann überholt mich eines der Fotografenautos und fängt an mich in der E-Klasse zu fotografieren. Als geübter Filmfahrer 😉 kann ich die Anweisungen die er winkt zu seiner Zufriedenheit ausführen. Ich hoffe ich kann die Bilder mal sehen und eventuell eins hier rein stellen. Muss ich mal in den nächsten Tagen klären.
Nach einer Stunde ist wieder der Spaß vorbei. Dave hat sich wieder erholt und ich spring wieder in die G-Klasse. Es folgen 200 km Schnee-Highway und eine Führerscheinkontrolle, diesmal ohne Folgen. Ich bin ja bei der geschlossenen Schneedecke auch vorsichtig gefahren (90 km/h und auch nur weil Dave mit der E-Klasse nicht schneller fahren kann ;-)) Andere Kollegen sind da gut und gerne mit bis zu 130 km/h auf der Schneedecke gefahren. Aber mit dem Geländewagen wirklich ein Kinderspiel. Der hält die Spur und ist mit dem Filmequipment eh so schwer dass einen nichts aus der Spur wirft. Nicht mal die teilweise miesen Straßen hier im ‚Osten Russlands.
Am späten Nachmittag kommen wir an die Grenze zwischen Europa und Asien. Hier ist der geographische Scheitelpunkt zwischen den beiden „Kontinenten“. Ab jetzt sind wir in Asien. Wirklich sehen und fühlen tut man ehrlich gesagt nichts. Aber der Kulturschock wird eh sehr gering sein, denke ich, da man ja die Strecke fährt und immer peu a peu nach Asien reinkommt. Aber vom Gedanken her ist es was besonderen diese Grenze zu „überfahren“. Genauso wie letztes Jahr den Äquator mit dem Auto zu überfahren. Wer macht das heutezutage noch? Sonst fliegt man halt von Frankfurt nach Peking und ist in Asien. Heute war ein inhaltlicher großer Schritt Richtung „Aufgehende Sonne“ 😉
Jekaterinenburg ist wie alle russischen Städte die wir nach Moskau passiert haben: nicht gerade ein Juwel von Stadt. Mit dem Schnee hat alles ein bisschen das Flair von einer Goldgräberstadt im Winter wie man sich das so aus den amerikanischen Western vorstellt. Klondike City im 20sten Jahrhundert. Sehr wenige Hochhäuser. Die meisten Häuser nur zweistöckig, im Western-Stil aus Holz mit vielen Leuchtreklamen.
Wir sind mal wieder die letzten die ankommen. Alle anderen sind schon da und warten darauf Essen zu gehen. Für Staff geht es heute in ein Deutsches Restaurant namens „Ханс“ gesprochen Hans 😉 Dort bekommen wir unter Eindüddelung von übelster Volksmusik Weißwurst, Schweinshaxe und Kotelett serviert. Zum Dessert gibt es Apfelstrudel mit Vanilleeis 🙂
Morgen ist „Off Day“ geplant. Die bisherigen Teilnehmer haben morgen einen Tag in dem Sie Jekaterinenburg erkunden und gleichzeitig die neuen Teilnehmer für die nächste Etappe mitnehmen und kennen lernen. Leider hat sich dieser „Off Day“ für uns im laufe des heutigen Tages zu einem „Non driving Day“ entwickelt. Wir fahren zwar nicht, drehen aber einige Interviews und die Aktivitäten der Teilnehmer. Mal schauen. Mehr davon dann Morgen.
Ich gehe erst mal ins Bett und wünsche Euch einen schönen Spätnachmittag/Abend. Zum Vergleich: Hier ist es 23 Uhr, bei Euch erst 19 Uhr.
