DREHTAG 21

10. November 2006 (China)
Ürümqi (Urumtschi) – Hami (Kumul)   620 km | 4. Etappe
Gesamtkilometer: 12.040 km

Die Stadt ist immer noch im Nebel. Ich glaube der Nebel hier ist für ewig gefangen. Erst ca. 60 km außerhalb der Stadt lichtet sich der Nebel plötzlich und gibt die Sicht auf den Rest des riesigen Windkraftwerk-Felds frei, das wir gerade durchfahren. Von der Dsungarischen Ebene aus fahren wir durch das Tian-Shan Gebirge. Links und Rechts erheben sich gewaltige schneebedeckte Bergspitzen. Als wir dieses passiert haben geht es in die Turpan-Senke. Eines der tiefsten Gebiete der Welt. Dort besuchen wir den Ort Turpan, der mit einer ausgeklügelten Bewässerungstechnik Wein anbaut. Als wir den Kindern ein paar Paris-Beijing-Aufkleber geben, weil sie so neugierig sind reißen sie sie uns förmlich aus den Händen. Zuerst wissen sie noch nicht, dass man sie aufkleben kann. Als der erste das heraus findet kleben die Dinger sofort an T-Shirts und Türen 🙂

Wir drehen auch an einem kleinen Stand mit getrocknetem Obst.
Als Dankeschön wollen wir ein paar Nüsse kaufen und lassen uns übers Ohr hauen 🙁 1 kg Mandeln (so viele wollten wir gar nicht) für 70 Yuan (Das sind knapp 7 €) Als ich der alten Frau den 100 Yuan Schein gebe drückt sie mir noch eine Tüte getrockneter Melonen-Stücke in die Hand und gibt mir die 30 Yuan nicht raus. Da ich noch den Wechselkurs der kasachischen Tenge im Kopf habe denke ich, hey, ist doch egal ist ja nicht viel Geld. Im Auto angekommen wird mir aber klar, gerade 10 Euro für das ganze bezahlt zu haben!!!! Egal. Ist aus der Produktionskasse gewesen.

Wir fahren dann weiter zu der Ruinenstadt Jiaohe. Dort dürfen wir aber leider nicht drehen und fahren weiter. Wir treffen uns mit Thomas im nächsten Ort auf dem Marktplatz. Er und Dieter, der Fotograf der heute mit ihm mitfährt, haben schon einen riesigen Auflauf verursacht. Während ich an der Kamera noch das Objektiv wechsle tauchen mindestens ein dutzend Kinder auf, die alles befingern. Alecs lenkt sie mit Aufklebern ab. Danach entdecken sie, dass Thomas ein paar Meter weiter mit seiner kleinen HDV-Kamera dreht und rennen ihm sofort vor die Linse. Das passt uns gut, denn so kann Alecs in Ruhe mit der großen Kamera die ganze Situation aufnehmen.

Wir fahren weiter zu den Bäzäklik-Höhlen. Diese liegen am Rande der Taklamakan-Wüste und waren Teil eines buddhistischen Klosters. In den Höhlen waren buddhistische Wandmalereien die 1900 von deutschen Forschern entdeckt wurden und nach Berlin in ein Museum gebracht wurden. Dort fielen sie den Bombenangriffen zum Opfer. Übriggeblieben sind ein paar fahle Malereien.

Riesige rötliche Berge und Canyons tun sich auf. Auf der Fahrt von den Höhlen zurück zur Straße drehen wir die E-Klasse von Thomas aus dem Kofferraum. Mit diesem fantastischen Panorama im Hintergrund.

Die restlichen knapp 400 km bis nach Hami (Der chinesische Name. Auf Uigurisch und auf Deutsch: Kumul) führen uns am Rand der Taklamakan-Wüste vorbei. Nur rötliche Sandberge, immer wieder Steppe und freilaufende Kamelhorden. Die Straßen immer gerade aus. Das letzte Teilstück wird sehr zäh.

Immer wieder Orte mit grünen Oasen. Baumwollplantagen und Gebäuden aus Lehmziegeln, von denen es hunderte gibt. Alle leer. Mit nur einer Tür und keinen Fenstern. Wir fragen uns lange wozu sie dienen. Ich denke als Trocknungsräume für Getreide oder ähnliches. Dagegen spricht aber, dass sie zum Teil wahllos nebeneinander stehen, keine Ordnung haben. Nicht wirklich mit dem Auto oder Trecker angefahren werden können. Zum Teil zu dutzenden an Stellen aufgebaut sind, wo weit und breit keine Felder sind. Und am kuriosesten: Sie sind als als erster Stock auf normalen Häusern zu finden und haben eine Tür zu der aber keine Treppe führt. Alles sehr mysteriös.

Nachdem wir einige hundert Kilometer gefahren sind treffen wir auf eine Herde Kamele die ganz nah an der Straße grast. Wir halten an. Als wir aussteigen werden wir vom Wind fast weggefegt, so stark ist er. Den Kamelen macht das nicht aus. Ihr kurzes struppiges Fell weht fröhlich im Wind als wäre es ein kleine Brise 🙂 Wir drehen die Kamelherde und fahren weiter.

Bis wir in Hami (Kumul) angekommen sind ist es dunkel. Vorher haben wir noch den Sonnenuntergang gedreht und uns unseren Kollegen Raphael und David bei der Weiterfahrt angeschlossen. Sobald wir die Stadt erreichen wird es wieder neblig. Eine riesige Dunstglocke aus Autoabgasen und Kohleabgasen der Kraftwerke liegt über der Stadt. Der Geruch ist kaum zu ertragen. Aber so ist es wohl in vielen großen chinesischen Städten.

Nach dem üblichen Tanken gehen wir noch in einen kleinen chinesischen Supermarkt der gegenüber des Hotels ist. Dort kaufen wir das original Red Bull. Es ist in kleinen Dosen wie der Mr. Braun Ice-Coffee bei uns. Die zwei Stiere sind die gleichen und die Dose ist goldfarben. Wir hatten gestern schon zwei Dosen gekauft und heute morgen um 10 Uhr schon getrunken weil wir einfach so müde waren. Danach waren wir 6 Stunden hellwach! Das Zeug wirkt besser als das europäische.

Nach dem Abendessen bin ich jetzt aber trotzdem hundemüde und leg mich jetzt schlafen.

Route Ürümqi (Urumtschi ) – Hami (Kumul)