DREHTAG 22
11. November 2006 (China)
Hami (Kumul) – Jiayuguan 700 km | 4. Etappe
Gesamtkilometer: 12.740 km
Unsere heutige Aufgabe lautet dem ADAC-Auto hinterher zu fahren. Gleich von der Abfahrt an drehen wir die Fahrer des ADAC-Autos und wie sie aus der Stadt Hami herausfahren. Wir überholen sie bei Tempo 120 auf der Landstraße um sie auch mal von vorne zu filmen 😉
Doch das wird zu einem schwierigen Unterfangen, denn als wir aus der Stadt raus sind, erstrecken sich vor uns die ersten Ausläufer der Wüste Gobi. Es weht ein heftiger Wind. Anfangs schaffen wir es noch die E-Klasse zu überholen und ein paar der Service-Fahrzeuge; aber dann war es das schon. Der Gegenwind wird so heftig, dass wir unter Vollgas gerade mal 120 km/h schaffen. Und das auch nur, weil die Automatik unter Volllast im vierten Gang fährt! Unser Verbrauch steigt auf knapp 22l/100km! Kaum sind wir ein paar hundert Kilometer gefahren müssen wir schon unseren Zusatztank aufmachen. Normalerweise öffnen wir das Ventil, das den Zusatztank in den normalen Tank entleert erst immer ganz zum Schluss um die letzten 100 km zu schaffen, aber heute? Der Tag hat noch nicht mal angefangen und schon fahren wir auf Reserve.
Klar, dass die windschnittigere ADAC E-Klasse nicht lange braucht um uns einzuholen 🙁 Das wird nichts mit dem Bild. Die Landschaft um uns herum ändert sich immer blitzartig. Von Wüstensand-Dünen zu schwarzen Felsenhügeln wieder zu Steppe und zurück zum flachen Sandmeer, das zum Horizont reicht. Eine sehr abwechslungsreiche Wüste die Gobi. Immer wieder Siedlungen die von kleinen Sandstürmen heimgesucht werden.
Heute ist eine Options-Route vorgesehen. Man kann entweder die Autobahn direkt zum Hotel fahren. Oder ab einem bestimmten Punkt eine Art Parallel-Route durch die Wüste nehmen. Selbstverständlich wählen alle die Wüstenroute. Es staubt wie blöd als wir mit den E-Klassen und den Geländewagen über die Piste rasen. Alle Nase lang sieht man eins von unseren Teams drehen. Wenn nicht die Einen dann die Anderen. Wir können uns ein bisschen austoben. Die anderen Teams machen viele schöne Bilder von der Umgebung und den Dörfern. Wir haben einen Termin in einem bestimmten Dorf. Ein englischer Journalist muss für eine Präsentation einen Mercedes-Ingenieur Interviewen. Am besten vor einem schönen Hintergrund der klar macht, dass wir in China sind. Außerdem steht noch ein Interview mit dem Fahrer des ADAC-Autos an, dass wir in dem gleichen Ort machen wollen.
Auf dem Weg dorthin fahren wir zusammen mit Thomas. Er hat unsere chinesische Begleiterin bei sich im Auto. Das wird sich später als vorteilhaft erweisen. Immer wieder halten wir an und drehen wie Thomas durchs Bild fährt. Mal über eine Brücke oder durch einen kleinen Sandcanyon bei dem wir komplett vom Sand eingenebelt werden, als Thomas an uns vorbei fährt.
Als wir in besagtem Ort ankommen ist mal wieder die Hölle los. Unzählige Einwohner haben sich um die ersten E-Klassen versammelt und bestaunen die Autos. Es wird schwierig die beiden Interviews auf dem Hauptplatz zu machen, aber das Bild ist einfach großartig. Der erste Hintergrund: das Auto vor einem traditionellem chinesischen Bauwerk. Die Umgebung ist ein bisschen Laut, da mindestens vier dutzend Menschen um uns herum stehen und unserem Treiben zuschauen. Als das erste Interview vorüber ist gehen wir zum ADAC-Auto und interviewen den Fahrer. Sein Großvater war vor 80 Jahren schon mal hier auf einer Expedition mit einem berühmtem China-Erforscher unterwegs. So tritt er quasi in die Fußstapfen seines Großvaters.
Nach dem die Interviews vorbei sind hat Thomas eine Idee! Da wir unsere chinesische Begleiterin Wei Chin dabei haben, will er ein paar Bewohner interviewen. Die Interviews werden sehr skurril. Fast alle die auf dem Platz zugegen sind stellen sich zusammen. Durch Zufall entschließt sich eine von ihnen mit uns zu reden. Wei Chin übersetzt Fragen und Antworten. Ein paar andere trauen sich auch Fragen zu beantworten. Für den Rest der Menge ist es eine sehr lustige Angelegenheit. Wir sind komplett von lebenslustigen Chinesen umzingelt, die zum ersten Mal in Ihrem Leben ein Kamerateam sehen, geschweige denn 36 E-Klassen die von Paris nach Beijing fahren. Wobei die meisten nicht wissen das es Paris überhaupt gibt. Alle sind sehr nett und sehr sehr neugierig. Egal wo wir hingehen folgt uns eine Traube von zwanzig Menschen.
So auch, als Thomas und ich uns von Wei Ching überreden lassen in einem der kleinen Garküchen eine chinesische Nudelsuppe zu essen. Als wir in dem Lokal sitzen und anfangen zu essen schauen zehn paar Augen zu 🙂 Besonders die Kinder sind neugierig und trauen sich ganz nah an uns ran.
Meine erste chinesische Suppe war fantastisch lecker. 10 Yuan (das sind 1 €) für zwei riesige Schüsseln mit Rindfleisch. Die Schüsseln waren so groß, das Thomas und ich sie nicht fertig essen konnten.
Jetzt müssen wir aber wirklich los. Es ist schon wieder so spät und wir haben noch 50 km Piste und 120 km Autobahn vor uns. Nach ein paar Kilometern, treffen wir auf einen Bauern, der mit seinem dreirädrigen Automobil und seiner Ladung Schafe in den Graben gefahren ist. Den Schafen ist nichts passiert. Wir holen unseren Abschleppgurt raus und ziehen das Auto des armen Kerls ohne mühe mit der G-Klasse raus. Nach dem wir nun unsere Gute Tat geleistet haben geht es weiter Richtung Hotel. Der Zusatztank hat noch genug Sprit, da wir inzwischen ja nicht mehr ganz so schnell fahren konnten 😉 Der Gegenwind ist inzwischen auch weg. Nachdem die Wüstenrouten-Option beendet ist, fahren wir wieder auf die Autobahn.
Die Autobahn ist nagelneu. Doch auch sehr gefährlich. Streckenweise liegen noch große Steinplatten für den Ausbau des Mittelstreifens auf der linken Spur! Ab und zu kommt uns ein Geisterfahrer mit einem Mördertempo auf der linken Spur entgegen. Wir erklären uns das so, dass die Autobahn so neu ist, dass manche Auffahrten noch nicht gebaut wurden, und daher die Anwohner falsch herum auf die Strecke fahren und an den immer wiederkehrenden „Wendemöglichkeiten“ (Noch nicht fertiggestellte Leitplanken in der Mitte) dann erst die Spur wechseln können. Auch die Fahrradfahrer und Fußgänger machen es einem bei völliger Dunkelheit nicht einfach. Zum Schluss kommt noch dazu, dass die Autobahn seit dem unser Navigations-Roadbook gemacht worden ist etwas weiter ausgebaut worden ist. Man kann jetzt zwar bis zu einer Mautstation fahren, aber danach geht die Straße nicht weiter! Wir mussten also umdrehen und selbst kurz Geisterfahrer spielen bis wir eine Baustellenausfahrt gefunden haben und quer durchs Gelände zur parallel-führenden Landstraße fahren. Ab da war es dann kein Problem zum Hotel zu finden.
Im Hotel erwartet uns eine nette Überraschung auf den Zimmern. In einer kleinen mit rotem Stoff überzogenen Kiste ist ein Stempel aus Jade mit unseren Namen eingraviert. In Asien ist es ja üblich seinen Namen als Stempel unter Briefe o.ä. zu setzen. So einen Stempel haben wir bekommen. Auf dem sind unser Namen in unserer Schrift und in chinesisch eingraviert. Das passende Stempelkissen mit roter Farbe ist auch dabei 🙂
Ich entschließe mich auf das Hotelessen zu verzichten um mit den Anderen in einer Garküche in der Stadt Abend zu essen. Für uns alle wird es eine spannende Erfahrung. Ohne dass wir uns je mit den Bedienungen hätten verständigen können essen wir in einem kleinen Restaurant, in dem nur chinesisches Fondue gegessen wird. Die Tische haben einen eingebauten Gasbrenner auf den der Kochtopf gestellt wird. Die einzelnen Zutaten holt man sich am Eingang auf Spießen. Von normalem Salat über Pilzen, Süßkartoffeln und Fisch in allen Variationen zu Tofu und diversen Fleischsorten. Das ganze ist extrem rustikal. So ein lokal würde bei uns nach einem Tag sofort wieder schließen müssen. Nichts mit dem zu tun was wir unter einem chinesischen Restaurant im europäischen Sinne verstehen 🙂 Das Essen ist aber sehr lecker und sehr scharf :-0 Wir essen uns zu fünft papp satt und zahlen inklusive vier Flaschen Bier (für die anderen natürlich, nicht für mich 😉 ) ca. 6 €! Zu fünft!!!! Abgerechnet wird indem die Anzahl der Spießstäbchen zusammengezählt wird. Bis jetzt ist mir zum Glück alles bekommen 🙂 Trotz der heutigen Experimente. Ich hoffe das das so bleibt und freue mich auf einen neuen spannenden morgigen Tag.

Der Beginn der Wüste Gobi Andere Facette der Wüste Gobi Garküche am Rand der Wüste Wir fahren auf der Wüstenpiste Kurze Pause Raphael und David drehen auch In einem der Dörfer Der kleine Canyon Die Interview-Situation Interview in der Menge Spieße zum Abendessen Abendessen mit den Kollegen Hier helfen wir dem Bauern