DREHTAG 19
8. November 2006 (Kasachstan, China)
Almaty – Yining (Gulja) 490 km | 4. Etappe
Gesamtkilometer: 10.750 km
Thomas ist gestern Abend um Mitternacht aus New York angekommen.
An diesem Morgen läuft alles ein bisschen anders. Die Kameramänner tauschen die Assistenten! Christian, der normalerweise mit Jens unterwegs ist, steigt in den gemieteten Hubschrauber. Heute gibt es Flugaufnahmen! Raphael, der normalerweise mit David den Kran bedient steigt zu Jens. Alecs steigt bei David ein um den Kran zu bedienen. Das will er schon die ganze Reise lang mal machen. Ich bleibe in meinem Jeep und helfe hier und da aus, bleibe aber auf jeden Fall bei Alecs und David. Wir fahren erst mal Richtung unseres heutigen Drehtages. Ein Canyon am Rande des Tian Shan Gebirges. Dort sollen auch die Heli-Aufnahmen gemacht werden. Dort angekommen positionieren wir uns alle und drehen sobald die Autos ankommen. Heute ist ein Tag der filmisch gesehen richtig Spaß macht. Der erste an dem man sich ein wenig austoben kann. Sogar ich komme noch dazu eine Einstellung zu drehen.
Nachdem die Canyon-Geschichte weitestgehend abgefrühstückt ist, drängt Berit, unsere Reisemanagerin endlich an die chinesische Grenze zu fahren. Heute reisen wir in das Land der aufgehenden Sonne! Eine lange Prozedur erwartet uns. Nach weiteren 200 km kommen wir an der Grenze an. Die erste Gruppe von Fahrzeugen ist schon rein gefahren. Die zweite Gruppe wartet darauf vollständig zu sein. Da die Autos ja Nummern haben werden der Einfachheit halber die Gruppen so gebildet, das die Wagen mit aufeinanderfolgenden Nummern zusammen sind. Die Technik und Filmcrews sind somit die letzte Gruppe. Wir warten fast eineinhalb Stunden bis wir dran sind.
Zuerst geht es mit Polizeieskorte im Konvoi zum „aus checken“ an der Kasachischen Grenze. Dann geht es zu den Chinesen. Dort fahren erst mal alle durch eine Art Waschstraße. Desinfektionsmittel vielleicht? Wir wissen es nicht genau. Dann werden uns allen die Pässe von zum Teil sehr gut deutsch sprechenden „Helfern“ abgenommen. Diese Helfer sind dazu da uns durch die Formalitäten der Grenze zu begleiten. Alles ist minutiös vorbereitet. Dann erhalten wir chinesische Nummernschilder und Wagenpapiere. Jeder bekommt auch einen chinesischen Führerschein. Leider ist meiner nicht richtig! Das falsche Bild ist zu sehen 🙁 Es wird sich wohl darum gekümmert versichert man mir. Nachdem wir unsere Pässe wieder zurückbekommen, durch eine Wagenkontrolle sind und wieder von der Polizei aus dem Grenzgelände eskortiert worden sind ist der Spuk vorbei. Die Zeit muss noch umgestellt werden. Wir verlieren wieder zwei Stunden! An einem großen Platz, auf dem der Tanklaster sich aufgebaut hat und die Jungs von Aral uns wieder betanken, haben die Chinesen eine große Willkommensfeier veranstaltet. Leider bekommen wir nichts mit weil wir zu spät über die Grenze sind und weil wir schon wieder in einem Platten haben und wir den Reifen gleich von den Michelin-Jungs auswechseln lassen müssen.
Wir fahren also Richtung Hotel. Es liegen noch 100 km vor uns. Zuerst sind wir völlig alleine. Doch irgendwann stoßen wir auf ein paar Fahrzeuge von uns die vorneweg fahren. Es werden immer mehr die vor uns auftauchen und langsam fahren. Das höchste der Gefühle ist ab und zu mal 70 km/h. Als wir merken, dass an jeder Straßenabzweigung Polizei steht und salutiert, und ganz weit vorne auch Polizeiautos vorne wegfahren, wird uns alles klar. Wir haben den Hauptkonvoi aller 70 Fahrzeuge eingeholt. Wir werden alle zusammen höchstpersönlich die 100 km bis ins Hotel eskortiert. Das ja keiner woanders hinfährt!
Als wir im Hotel ankommen ist es Mitternacht, Ortszeit. Dann geht es mit allen gemeinsam zum Abendessen. Endlich! Seit dem kleinen Lunchpaket mittags hatte keiner von uns was zwischen die Kiemen gekriegt. Es gibt mal wieder Essen vom Buffet. Eine Mischung zwischen schlechter westlicher und asiatischer Küche. Richtig gut ist nur die kleine Auswahl an Sushi!
Als Alecs und ich nach dem Essen das Auto ausladen, bemerke ich, dass meine Spiegelreflex-Kamera, die ich heute zum ersten Mal im Einsatz hatte, offen ist. Der hintere Deckel ist aufgesprungen und lässt sich nicht mehr schließen. Irgendetwas ist kaputt. Der Film ist wahrscheinlich dem Tageslicht ausgesetzt worden. Im Halbdunkeln des Parkplatzes versuche ich raus zu finden was das Problem ist. Ich krieg es nicht raus. Ich bin nach dem anstrengenden Tag und dieser Enttäuschung den Tränen nahe!!! Jetzt erst mal das Gepäck komplett raus und aufs Zimmer gehen. Ich bin total geknickt
Während der extrem holprigen Fahrt in dem Canyon muss die Kamera aufgerissen worden sein oder so ähnlich. Im Licht des Hotelzimmers sehe ich, dass eine Plastiknase im Gehäuse selbst kaputt ist. Ich lege einen neuen Film ein, verschließe das Ganze mit Lassoband lichtdicht und weiter geht’s. Ich kann wieder fotografieren. Toll ist es nicht aber es funktioniert. Ich werde sie erst in Deutschland reparieren lassen können, wenn das überhaupt reparabel ist. 🙁
Inzwischen ist es 2 Uhr Morgens, 8 Uhr ist Abfahrt und ich falle total erschöpft ins Bett…..
